1934 nahm der Bieler Stadtpräsident Dr. Guido Müller Kontakt zu einer GM-Delegation in einem Hotel in Genf auf. Die Amerikaner suchten nach einem geeigneten Standort für eine GM-Fabrikationsanlage in der Schweiz. Dr. Guido Müller anerbot den Männern aus den USA, auf Kosten der Stadt Biel, eine geeignete Fabrikhalle für das GM-Werk bauen zu lassen. Im Herbst 1934 nahm die GM-Delegation trotz Dauerregen in Biel einen Augenschein von dem rund 30.000 m2 großen Areal welches ganz in der Nähe des Bahnhofs lag. Nach einer Abstimmung vom 19. Mai 1935, in der das Bieler Folk einen Kredit in der Höhe von 2 Millionen Franken gutheissen musste, wurde der Vertrag unterzeichnet und der Bau des GM-Werks begann sofort. Das deutliche Ja vom Bieler Folk war nicht zuletzt auf die hohe Arbeitslosigkeit von damals zurückzuführen. Das Hauptgebäude, eine Stahl/Glaskonstruktion, befindet sich heute noch in Biel und steht unter Denkmalschutz.
Es ging rasch vorwärts mit dem Bau und schon am 5. Februar 1936 verliess das erste Auto, ein Buick Reihenachtzylinder, das Band. Schon im ersten Jahr verliessen 1600 Fahrzeuge in Biel das Montageband.
Nur wenige Jahre später brach der zweite Weltkrieg aus, der die Schweiz indirekt auch traf. Mitarbeiter der GM-Suisse wurden mobilisiert und somit fehlten Arbeitskräfte. Des weiteren haperte es mit der Zulieferung von Rohstoffen und Ersatzteilen. Die Automobilproduktion musste zwangsläufig zurückgestellt werden.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde das GM-Werk Biel in der Zeit zwischen 1947 - 1949 vergrössert, unter anderem entstand eine Sportanlage für die Werksangestellten. Bereits 1950 wurden bereits gegen 6500 Autos in den Werkshallen der GM-Suisse gebaut. Bald einmal wuchs die Grösse des Areals auf 52.000 m2 und das anfänglich 170 m lange Fliessband wurde 2,5 km lang! Gegen die Sechzigerjahre stieg die Zahl der gefertigten Fahrzeuge auf 20'000 Einheiten, was auch für die SBB zu einer logistischen Denkaufgabe wurde, denn ein Auftragsvolumen von über 50 Tonnen waren auch für die Schweizerischen Bundesbahnen kein Klacks.
Ironischerweise schloss die GM-Suisse in Biel ihre Pforten aus demselben Grund, wie das Werk rund vierzig Jahre zuvor entstand. Steuern waren der Grund. Da die Einfuhrsteuer für ausländische Fahrzeuge in den Dreissigerjahren horrend hoch war, entschied man sich ein Montagewerk in Biel zu bauen. Denn die Steuern auf Ersatzteile waren wiederum sehr niedrig. Und auf Grund der hohen Arbeitslosigkeit war das ganze Projekt ein doppelter Sieg. Wiederum Steuern waren es, die das Werk 1975 schlossen. Denn es bestand kaum mehr eine Einfuhrsteuer auf Exportautos und diese somit teuer in der Schweiz zusammenzuschrauben rentierte schlicht nicht mehr. Zudem kamen die Japaner und andere Anbieter aus dem Ausland. Die Ölkriese und Versicherungsprämien trugen den Rest bei, womit die General Motors Suisse SA im Frühjahr 1975 ihre Pforten für immer schloss. Am 14. August 1975 rollte der letzte Wagen, ein Opel Rekord, vom Band.
Das Gütesiegel; „Suisse Montage“ wird oftmals bei Verkaufsanzeigen missbraucht. Denn bereits zu Beginn der Sechzigerjahre, wurden die meisten US-Cars fertig in die Schweiz geliefert und es wurden lediglich Anpassungen nach den damaligen Ausrüstungsvorschriften vorgenommen (Rückspiegel, Blinker etc). So kamen z. B. sämtliche Chevrolet Camaros und Pontiac Firebirds fertig in die Schweiz, ebenfalls Plymouth Satellite, Dodge Challenger, Charger und Co. Lediglich ein einziges Fahrzeug in meiner Sammlung darf sich mit dem „Suisse Montage“ Logo brüsten. Der 1957 Oldsmobile Super 88. Er ist einer von lediglich 48 gebauten Oldsmobile von 1957. Auf der nachstehenden Liste können Sie sich ein Bild der Fahrzeugmontage in Biel machen.
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