1957 Oldsmobile Super 88


Den Oldsmobile kaufte ich in Bern, nähe Hinterkappelen. Der Vorbesitzer, ein Garagier, zeigte mir das Fahrzeug, nachdem ich bereits den 1953 Studebaker Commander bei ihm gekauft hatte (siehe Ahnengalerie). Der Olds habe seinem Vater gehört und es sei sein ganzer Stolz gewesen. Es sei auch der Familienwagen gewesen; im Sommer seien sie oft mit ihm nach Frankreich in die Ferien gefahren. Am Heck hängte der Wohnwagen und mit 140 km/h seien sie über die Vue des Alpes gedonnert! Er und sein Bruder hätten immer mit Freude der Geschwindigkeitsnadel zugeschaut, wie diese beim Breitbandtacho bei der Zahl 140 herum gezittert habe. Nun ja, mit 6l Hubraum, fast 300 PS und leeren Strassen ohne eine Geschwindigkeitsbegrenzung, waren solche Kapriolen gut möglich. Der Oldsmobile stand später fast dreissig Jahre in einem Mobilehome im Welschland. Mäuse hatten sich im Innenraum und im Motorraum zwischen Vergaser und Kollektor eingenistet. Restauriert sei der Wagen nie geworden, es sei, abgesehen von den Verschleissteile, noch immer alles das Erste am Fahrzeug. Ja, auch der Lack ist noch der Erste! Viele meinen, der Farbunterschied zwischen Türen und Kotflügel führen auf einen Schaden zurück, der repariert werden musste. Doch ein Lackierermeister bestätigte den Erstlack am gesamten Fahrzeug. Farbunterschiede könnten von daher kommen, wenn Fahrzeugteile in einer falschen Position lackiert würden. So sollten z. B. Türen immer stehend und nie liegen gespritzt werden. Dieses kleine Detail könne dann später, wenn die Türen montiert würden, zum erkennbaren Farbunterschied führen. Ein solches, komplett in der Schweiz zusammengebautes Fahrzeug (siehe dazu Artikel General Motors) zu finden, in unrestauriertem Zustand, ist für einen Sammler wie mich das Grösste. Ich sehe die Herausforderung darin, den Wagen genau so wie er ist zu erhalten. Mit den geeigneten Mitteln aufzubereiten und ihn als Scheunenfund in die Sammlung zu integrieren. Wenn die Zeit reif ist, wird er sanft restauriert und wieder auf die Strasse gebracht, wo er eigentlich hingehört.

 

„Wenn ich mich an jemandem rächen will, dann nehme ich ihm die Radkappe ab und tue ein Steinchen hinein“

 

Rudi Carrell