1962 Harley-Davidson FLH

An einem Sonntag besuchte ich bei schönstem Wetter das Oldtimertreffen in Bleienbach mit meiner Harley-Davidson Early Shovel von 1968. Die „Grossmutter“ spielte den Blues von Milwaukee und alles sprach für einen erfolgreichen Tag. Wie erfolgreich er dann wurde, hätte ich mir nie träumen lassen, doch der Reihe nach. In Bleienbach angekommen stellte ich die Harley bei den Oldtimermotorrädern ab und entledigte mich dem Kleiderwahnsinn. Während diesem Entkleidungsprozedere stand ein älterer Mann neben mir und inspizierte die Harley ganz genau. Als ich den alten Eierschalenhelm abzog, kam der Kommentar; „Mir chönte eigentläch tusche“. Noch immer konzentriert, Handschuhe, Halstuch etc. am richtigen Ort zu verstauen, ging ich nicht sofort auf diese Anspielung ein; es würde sich sicher um eine im Vergleich minderwertige Maschine handeln, eine Chopper aus dem asiatischen Raum oder so. Anstandshalber stieg ich auf die Anmache des alten Mannes ein und fragte; „Tusche mit was?“ „Mitere Panhead“ war die spontane Antwort und diese liess eine warme Welle in mir aufsteigen. Den Adrenalinschub verdaut fragte ich: „was fürne Panhead?“ Dann begann Richard zu erzählen, nachdem er mir mit einem bikermässigen Händeschütteln seinen Namen verriet. Er gehe gegen die Siebzig zu, habe eine Beinoperation hinter sich und das Ankicken der Panhead sei nicht mehr so einfach. Die Harley habe Jahrgang 1962 und sei gut in Schuss. Ich müsse halt mal vorbeikommen, dann könne man das Ganze besprechen, wenn ich meinerseits überhaupt an einem Tausch interessiert sei. Ein paar Wochen später stand ich in Lyss, die rotweisse Panhead stand auf dem Vorplatz für eine Probefahrt. Zugegeben, das Ankicken geschah mit dem nötigen Respekt. Oft habe ich gehört, dass gestandene Biker sich mehrfache Beinbrüche zugezogen hätten. Ob Ammenmärchen oder nicht, ich wollte es nicht herausfordern und hielt mich an die Ratschläge meines damaligen Mechs, den ich vorgängig angerufen und ihn um Rat gefragt hatte. Mit Schmackes voll durchtreten, ja nicht halbherzig. Und das Bein nicht voll durchstrecken, falls es doch einen Rückschlag gebe. Danke Tschidu. Auf jedenfall konnte ich die 1200er Pan starten, was Richard und mich gleichermassen überraschte. Die Probefahrt verlief anstandslos und ich war sofort begeistert von der Panhead. Richard ging im Anschluss meine 68er Earlyshovel Probefahren und auch er war sehr zufrieden mit dem Luxuskreuzer. Der Tausch kam zu Stande und beide geniessen wir seither die Ausfahrten auf unseren Bikes!